Postareal und Neubau Industriemuseum, Reutlingen, 2020

Ziel aller städtebaulichen Überlegungen muss sein ein lebendiges und vielfältiges Stück Stadt zu schaffen – mit allem wenn und aber. Mit dem Postareal soll ein pulsierendes Kulturquartier entstehen, das sich trotz seiner hohen infrastrukturellen Dichte als charaktervoller Mittelpunkt Reutlingens etablieren soll. Das Gleisfeld des unmittelbar angrenzenden Hauptbahnhofs teilt das Wettbewerbsgebiet in zwei Teile. Der bestehende Posttunnel wird daher zum verbindenden Moment. 

Südlich des Bahndamms bilden Wandelhalle (Kunstmuseum) und das Industriemuseum ein neues Ensemble, das die bestehende Industriearchitektur aufnimmt und mit deren unmittelbarer Erweiterung einen charaktervollen Ort mit ganz eigener Identität schafft. Das Kulturensemble platziert sich bewusst und stark an einem der Hauptverkehrsknotenpunkte Reutlingens. Die Bestandsgebäude der ehemaligen Metalltuchfirma Wandel dienen der historischen Aufarbeitung der städtischen Industriegeschichte als Zeitzeugen. Das neue Industriemuseum baut dabei einen direkten Kontakt zum Bestand auf und trägt die Bedeutung der Maschinen- und Textilindustrie für die Stadt Reutlingen mit hoher Strahlkraft nach außen.

Historische Gebäude erzählen Geschichten. Die Geschichte der Wandelhalle – dem heutigen Museum für konkrete Kunst – steht dabei in unmittelbarem Zusammenhang mit der Reutlinger Industriegeschichte. Christian Wandel gründete den Betrieb 1846 und steht damit stellvertretend für viele Unternehmer aus der für die Stadt prägenden Maschinen-, Papier- und Textilindustrie. Der Bestand – Wandelhalle und „Wandelkapelle“ sprechen in ihrer Gestaltung dabei die klare Sprache der Industriearchitektur des 19. Jhd.

Der Entwurf macht es sich zur Aufgabe den Charakter der bestehenden Bauteile zu konservieren, erlebbar zu machen und dadurch ein über den einfachen Museumsbesuch hinausgehendes Erlebnis zu schaffen. Das Industriemuseum platziert sich dabei als 3-geschossiger Kubus östlich der Wandelhalle. Dabei überbaut es das bestehende Gebäude der „Wandelkapelle“ und nimmt dieses in sich auf. Die Fassade bleibt als bestehende Struktur erhalten und von Außen ablesbar. Durch das Aufnehmen der „Wandelkapelle“ entsteht ein einfaches und markantes Volumen, das mit der bestehenden Wandelhalle interagiert ohne sich dieser aufzudrängen. Der Baukörper stellt sich frei auf den Museumsvorplatz und gibt zwischen Bestand und Neubau einen Innenhof frei. Der Kubus bildet dabei ein sehr kraftvolles Volumen mit hoher Strahlkraft. Durch die sensible Reaktion auf die bestehenden Bausteine und deren vollständige Integration in das Gesamtkonzept entsteht so ein Gebäude mit hohem Wiedererkennungswert und einer straken eigenen Identität.

Wettbewerb
06/2020 – 2. Preis (kein 1. Preis vergeben)

Bauherr
Baudezernat Stadt Reutlingen, 72764 Reutlingen

Standort
Eberhardstraße 14, 72764 Reutlingen

Baukosten
keine Angaben

Landschaftsarchitektur
Siegmund und Winz Landschaftsarchitektur, Balingen

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